Pressemitteilung | 03.04.2017

Ist Deutschlands Abfallwirtschaft noch Spitze?

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„Was heißt eigentlich Spitze in der Abfallwirtschaft?“ fragt bifa Geschäftsführer Prof. Wolfgang Rommel. Worauf kommt es an: auf hohe Recyclingquoten, geringe Umweltbelastungen oder geringe Abfallmengen, auf niedrige Gebühren oder Geld in den richtigen Taschen? Es müsse diskutiert werden, ob wir in Deutschland noch über die richtigen Themen reden. Haben wir uns zu sehr auf unseren Erfolgen ausgeruht? Sind wir zu perfektionistisch? Neigen wir heute eher zu populären Aktivitäten als zu effektiven Maßnahmen?

Per Video-Übertragung stellte Erik Hunt, Wirtschaftsattaché des Generalkonsulats München die Situation in den USA dar. Hier sei noch einiges zu tun, aber Amerika komme gut voran. Hunt versicherte „Wir Amerikaner wollen die Umwelt schützen und wir wollen dazu auch das Recycling voranbringen.“.

Prof. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben wies auf den Konflikt zwischen marktoptimaler und ökologisch optimaler Recyclingrate hin. Entsorgungswirtschaft brauche Anreize, denn „Abfall geht immer den Weg des geringsten Geldes“. Man müsse aber auch bedenken, dass der genaue Nachweis der Recyclingquote wenig aussagt wenn in Österreich beispielsweise von 240.000 Altfahrzeugen nur 50.000 im Lande recycelt werden.

Henning Krumrey, Leiter Unternehmenskommunikation & Politik des Entsorgungsunternehmens ALBA zufolge ist in China noch vieles im Argen. So würden allein im Fluss Jangtse jährlich 14 Milliarden Tonnen Abfall entsorgt. China entwickle sich aber schnell und zielstrebig weiter und werde seine Umweltprobleme in den Griff bekommen. China investiere große Summen in modernste Technologien. Dies sei für die deutsche Wirtschaft eine echte Chance.

„Es kommt auch auf die richtigen Ziele an.“ meint Dr. Karine Siegwart, Vizedirektorin des Schweizer Bundesamtes für Umwelt. So würde der größte Teil der Umweltbelastungen von Produkten verursacht und nicht von deren Verpackung. Auch könne die Abfallwirtschaft das Problem der Umweltbelastung nicht alleine lösen. Wichtig seien auch Ökodesign, Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit von Produkten sowie nachhaltige Gewinnung von Rohstoffen.

Helmut Schmidt, zweiter Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München sähe die Verantwortung für die Siedlungsabfallentsorgung gerne wieder vollständig bei den Kommunen. Es brauche keine Dualen Systeme. Der Bürger wünsche einen Ansprechpartner für sämtliche Abfälle und transparente Entsorgungswege. Es gehe heute auch darum, dass Recycling kein Selbstzweck sein dürfe. Die Qualität der Verwertung sei wichtiger als Mengenziele.

Otto Heinz, Präsident des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen wies darauf hin, dass aus deutschen Haushalten jährlich zusätzlich 4,8 Millionen Tonnen Bioabfälle getrennt gesammelt werden könnten, aber immer noch nicht alle Landkreise die Biotonne anbieten. Im Restmüll fänden sich jährlich pro Kopf ein bis zwei Kilogramm Elektrokleingeräte, und mit einer trockenen Wertstofftonne könnten pro Kopf jährlich bis zu fünf Kilogramm Wertstoffe zusätzlich gesammelt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© v.l. H. Krumrey, Prof. Pomberger
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