Meldung | 13.12.2017

Papiereinsatz in der Biotonne?

In der Bioabfallverordnung ist festgelegt, dass nur eine Teilfraktion des in Haushalten getrennt gesammelten Altpapiers in Mengen von max. 0,5 % zusammen mit getrennt erfassten Bioabfällen verwendet werden darf, „wenn dies aus hygienischen oder praktischen Gründen zweckmäßig ist (z. B. bei sehr feuchten Bioabfällen)".

Ausdrücklich nicht erlaubt sind Nutzungen von Papierverpackungen, von Hochglanzpapier und von Papier aus Alttapeten. Aber auch andere Papierprodukte können im Bioabfall unter Umweltgesichtspunkten problematisch sein. Die über 800 Jahre andauernde Entwicklungsgeschichte des Papiers in Europa hat zur Produktion von heute etwa 3.000 Papiervarianten geführt. Ihr Hauptbestanteil ist fast immer Cellulose aus Holzfasern. Die beeindruckende Vielfalt der Papierprodukte wird jedoch erst durch die Dosierung unterschiedlichster Füllstoffe, Additive und Veredlungsmittel erreicht, die zur Masse der Papierprodukte oft einen zweistelligen Prozentanteil beitragen. Die stoffliche Vielfalt erhöht sich weiter, wenn die Papierprodukte für den jeweiligen Anwendungszweck weiterverarbeitet (be­druckt, verklebt, beschichtet etc.) und genutzt werden.

Hierbei ist zu beachten, dass nur für sehr wenige Papierprodukte zielgerichtet Rezepturbestandteile ausgewählt werden, die nachweislich vollständig bioabbaubar und nicht umweltgefährdend sind. Dies trifft z. B. für Papiere zu, die für die Herstellung jener Bioabfallsammelbeutel verwendet werden, die nach den Vorgaben der DIN EN 13432 oder vergleichbarer Normen als kompostierbar zertifiziert sind. Es werden jedoch auch Bioabfallsammelbeutel aus Papier ohne entsprechende Zertifikate angeboten, für die keine hinreichenden Informationen zur Bioabbaubarkeit und zur stofflichen Zusammensetzung vorliegen.

Unter Umweltgesichtspunkten ist auch der Einwurf von Zeitungs- und Hy­gienepapieren in die Biotonne als kritisch zu bewerten. Die heute oft auch bunt bedruckten Tageszeitungen können diverse Papieradditive, Mineralöle, Pigmente und Druckhilfsmittel enthalten.

Daher wird in einigen Ländern inzwischen vor Ge­sundheitsgefah­ren gewarnt, wenn
Zeitungen – wie oft praktiziert – für die Ver­packung von Lebensmitteln genutzt werden. Obwohl Zeitungspapiere bei der Kompostierung rasch zerfallen, ist unklar, ob auch alle umweltgefährlichen Bestanteile hinreichend schnell zerstört werden. Viele Hygienepapiere weisen spezielle Nassfestausrüstungen auf, die ihre Beständigkeit bei der Anwendung als Hygieneprodukt verbessern. Inwieweit diese und andere Bestandteile bei der biologischen Abfallbehandlung und/oder in Böden biologisch abgebaut werden, ist oft unklar. Daher ist beim Einsatz von Papier in der Biotonne Zurückhaltung geboten. Es sollten nur Papierprodukte in den Bioabfall gelangen, die für diese Anwendung gezielt entwickelt wurden. Dann können auch bei einer längerfristigen Nutzung der aus ihnen erzeugten Komposte Verunreinigungen von Böden sicher ausgeschlossen werden.