Phagen: wichtige Helfer für Mensch und Umwelt
Bakteriophagen – kurz Phagen – sind hochspezialisierte Viren, die gezielt bestimmte Bakterien zerstören können.

In Zeiten wachsender Antibiotikaresistenzen erleben sie weltweit eine Renaissance in der medizinischen Forschung und Therapie: Sie können Infektionen behandeln, wo heutige Antibiotika versagen.
Doch das Potenzial reicht weit über die Humanmedizin hinaus. Auch für umwelttechnische Anwendungen gewinnen Phagen an Bedeutung – etwa zur mikrobiellen Prozessstabilisierung in Kläranlagen, bei der Hygieneüberwachung oder zur gezielten Kontrolle von Problemkeimen in Biofilmen. Unser Institut ist bereits in Forschungsprojekten zur phagenbasierten Hygieneüberwachung involviert.
Phagen entdecken und isolieren
Trotz ihres Potenzials steckt die Phagenforschung in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen. Ein Hauptproblem: Bisher wurde erst ein kleiner Anteil der in der Umwelt vorhandenen Phagen entdeckt. Die Isolation aus komplexen Matrizes wie Wasser, Boden oder Schlamm ist technisch anspruchsvoll. Meist ist es nötig, die zu behandelnden Bakterien im Labor zu kultivieren, was für Umweltkeime oft schwieriger ist als für viele medizinisch relevanten Bakterien. Die Vielfalt der Phagen behindert auch die Anwendung kultivierungsunabhängiger Nachweisverfahren. Durch zielgerichtete methodische Optimierungen gelingt es aber trotzdem oft, entsprechende Phagen für gezielte Aufgabenstellungen zu gewinnen.
Phagen sind unterschätzte Schlüsselakteure der Mikrobiologie. Ihre Entdeckung, Beschreibung und Anwendung könnte die Zukunft nachhaltiger Bakterienkontrollen im Gesundheitswesen und im technischen Umweltschutz ermöglichen.