Meldung | 29.04.2014

Rund um die Biotonne

bifa bewertet die Qualitäten der erfassten Abfälle, prüft die biologische Verwertbarkeit und beurteilt hygienische Aspekte der Verfahren und Produkte. Des Weiteren entstehen Machbarkeitsstudien für Anlagen zur biologischen Behandlung, insbesondere Vergärungsanlagen. Mit der Identifizierung von Ökoeffizienzreserven sowohl auf Ebene der Behandlungsverfahren als auch für die kommunalen Entsorgungsstrukturen leistet bifa dabei einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Ökoeffizienz der gesamten Abfallwirtschaft und zur aktuellen abfallwirtschaftlichen Diskussion rund um die Biotonne.

Bioabfallbehandlung: Der über die Biotonne erfasste Abfall ist ohne weitere Vorbehandlung nicht für alle Behandlungsverfahren gleichermaßen gut geeignet. Die stofflichen und energetischen Potenziale von strukturarmem Biogut und Speiseabfällen können am besten in einer Vergärung mit Biogasnutzung und anschließender stofflicher Verwertung der Gärrückstände genutzt werden. Strukturreicheres Biogut wie lignin- und zellulosereiches Pflanzenmaterial lässt sich im Rahmen einer Kompostierung gut aerob abbauen. Stark holzige, schwer aerob abbaubare Bestandteile können am sinnvollsten in der energetischen Verwertung genutzt werden.


Mit der Vorschaltung einer Vergärungsstufe kann bei bestehenden Kompostieranlagen in Form einer Kaskadennutzung die stoffliche und energetische Nutzung ökoeffizient intensiviert werden. Bei guter Betriebsführung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen sind die Umwelt-Unterschiede zwischen diesen Behandlungsalternativen gering. Bei den Vergärungsverfahren kann die Umweltbilanz einzelner Anlagen durch die Etablierung technischer Lösungen zur Emissionsreduzierung – die bei Neuanlagen oftmals bereits vorgesehen sind – sowie den Ausbau der Wärmenutzung bzw. -abgabe erheblich verbessert werden. Wird die Anlage nach guter fachlicher Praxis betrieben, besteht ein ökologischer Vorteil von teil-/geschlossener Kompostierung und kontinuierlicher Vergärung gegenüber der Mitbehandlung von Biogut als Teil des Restmülls in der MVA.

Einführung einer Biotonne: Ökologie und Kosten auf der Waagschale

bifa untersucht die ökologischen, ökonomischen und rechtlichen Auswirkungen der Einführung einer haushaltsnahen, getrennten Bioguterfassung in „weißen“ Landkreisen in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Neben der regionalen Siedlungsstruktur, der Attraktivität der vorhandenen Erfassungssysteme und der geplanten Ausgestaltung der Bioguterfassung trägt auch die Öffentlichkeitsarbeit zu Erfolg oder Misserfolg bei der Implementierung eines neuen Erfassungssystems bei. Wertstoffpotenzialanalysen des Restmülls sowie die Untersuchung des bisherigen Erfassungssystems liefern die Grundlage, Basisdaten für Sammelmenge, Qualität und Zusammensetzung der Biotonne abzuleiten.

Den Mehrkosten, die mit der Einführung des zusätzlichen Sammel- und Behältersystems Biotonne für eine Kommune verbunden sind, stehen Kostenminderungen aus Erfassung und Entsorgung eines verringerten Restabfallstroms gegenüber.

Ökobilanz: Aus Sicht der Ökobilanz führt bei Betrachtung der gesamten Bioabfallentsorgungsstruktur die Einführung einer haushaltsnahen, getrennten Sammlung und die anschließende Vergärung des erfassten Bioguts meist zu eher geringen, aber systematischen Umweltvorteilen gegenüber einer Erfassungsstruktur ohne Biotonne. Je höher die Biogut-Sammelmenge ist, desto deutlicher wird der Umweltvorteil. Bei der Gestaltung der Sammlung sind Lenkungsinstrumente vorzusehen, die bewirken, dass hohe Abschöpfungsraten in den Haushalten realisiert werden und eine hohe Sortenreinheit gewährleistet wird.


Bei der Diskussion des wirtschaftlichen und umweltbezogenen Kosten-Nutzen- Verhältnisses bzw. der im KrWG angeführten wirtschaftlichen Zumutbarkeit ist stets die Betrachtung der jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort unabdingbar. Eine abschließende Formulierung hinsichtlich der Zumutbarkeitsgrenze gibt es in der Rechtsprechung jedoch bislang dazu nicht und wird es voraussichtlich auch in naher Zukunft nicht geben.