Verbrennungskapazitäten gesucht

Im Auftrag des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e. V. (VBS) untersuchten wir die Situation der Entsorgung gemischter Gewerbeabfälle in Bayern mit Blick auf Verbrennungskapazitäten und Optionen zur Entspannung der Lage.
Vor Ausbruch der Corona-Pandemie bestanden hier erhebliche Kapazitätsengpässe. Viele Entsorger hatten Probleme, ihre Abfälle unterzubringen und ihre Lagerkapazitäten waren häufig am Limit. Nach Ende der Pandemie wird die Situation schnell wieder so sein wie zuvor.
Die Ursachen dieser Engpässe liegen unter anderem im Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, dem Verlust von Verbrennungskapazitäten durch den Kohleausstieg, der Senkung der EUweit deponierten Abfallmengen und Importrestriktionen asiatischer Länder. Zum Aufkommen gemischter hausmüllähnlicher Gewerbeabfälle liegen nur unzureichende Daten vor. Auf Basis von Literaturangaben kann für Bayern eine Menge von ca. 925.000 Mg/a abgeschätzt werden. Davon gehen etwa 370.000 Mg in Sortieranlagen, 425.000 Mg direkt in die thermische Verwertung und 130.000 Mg in sonstige Anlagen. Auch zu geeigneten Anlagenkapazitäten für die Sortierung solcher Abfälle liegen keine hinreichenden statistischen Daten vor. Eine gemeinsam mit dem VBS durchgeführte Betreiberumfrage ergab für bayerische Sortieranlagen eine Kapazität von ca. 800.000 Mg/a, die derzeit etwa zur Hälfte ausgelastet ist.
Mehr als drei Viertel der Kapazitäten zur energetischen Verwertung entfallen auf die 14 Hausmüllverbrennungsanlagen (HMVA) in Bayern. Eine Entlastung dieser Anlagen könnte zur deutlichen Entspannung der Situation beitragen. Um die größten Stellhebel zu identifizieren, analysierten wir unter anderem die theoretischen HMVA-Entlastungspotenziale für wichtige Abfallströme durch vollständige Separation und stoffliche Verwertung der enthaltenen Wertstoffe. Welcher Teil dieser theoretischen Potenziale tatsächlich realisierbar ist, konnte im Rahmen der Studie nicht untersucht werden. Gleichwohl erlauben die Ergebnisse eine Einschätzung von Größenordnungen.
Als wichtigste Stellschrauben haben sich Verbesserungen in den Bereichen Trennung von Gewerbeabfällen an der Quelle und Erfassung von Bioabfällen erwiesen. Weitere wesentliche Potenziale können vor allem in der Sortierung gemischter Gewerbeabfälle und in der Erfassung von Leichtverpackungen bestehen. Bei der Bewertung der HMVA-Entlastungspotenziale muss allerdings neben den Mengen der zusätzlich separierten Wertstoffe auch deren Heizwert berücksichtigt werden, denn Abfälle mit hohem Heizwert belasten HMVA-Kapazitäten mehr als solche mit niedrigem Heizwert.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, HMVA-Kapazitäten durch Anlagenneubau zu erweitern. Selbst wenn ein solches Projekt geplant wird, ist eine Entlastungswirkung aufgrund des mit em Genehmigungsprozess verbundenen Zeitverzugs allerdings erst langfristig zu erwarten. In welchem Umfang die Kapazitäten bestehender HMVA ausgeweitet werden können, muss für jede Anlage spezifisch beurteilt werden.
Die Ergebnisse der Studie sind veröffentlicht als bifa-Text Nr. 69 und erhältlich über www.bifa.de
Ansprechpartner:
Dr. Siegfried Kreibe
skreibe@bifa.de