Meldung | 08.10.2015

Dämmen lohnt sich?

Energiewende und Klimaschutz

Die energetische Modernisierung von Gebäuden gilt neben dem Einsatz Erneuerbarer Energien als Herzstück der Energiewende und nationalen Klimaschutzpolitik. In der Medienwelt wird seit einigen Jahren eine intensive Debatte über die Auswirkungen energetischer Gebäudesanierungen geführt. bifa und die LMU München haben im Auftrag des Bundesforschungsministeriums eine Studie mit über 50 Ulmer Haushalten vor und nach der Sanierung vorgelegt.

Verbräuche

Die Ulmer Daten zeigen nicht nur erhebliche Unterschiede bei den Energieverbräuchen der Haushalte, abhängig von Lage der Wohnung, Haushaltsgröße oder Wärmebedürfnissen ihrer Bewohner. Vielmehr konnten auch Diskrepanzen zwischen den errechneten Bedarfs- und den tatsächlichen Verbrauchswerten nachgewiesen werden: Während nämlich gängige Sanierungskonzepte den Energiebedarf auf der Basis von „Standardverbrauchern“ berechnen, die alle Räume auf eine bestimmte Temperatur heizen (meist 19 °C), liegt der tatsächliche Heizenergieverbrauch vor der Sanierung aufgrund sparsameren Verhaltens im Durchschnitt 30 % unter dem berechneten Bedarf. Somit lassen sich die angesetzten Einsparziele nicht erreichen: Was nicht verbraucht wurde, lässt sich auch nicht einsparen.

Für Haushalte hat dies recht unterschiedliche Folgen: Haushalte mit einem sehr hohen Anteil des Budgets für Heizkosten zahlen nach der Sanierung weniger. Anders verhält es sich bei Niedrigverbrauchern. Denn hier werden variable Kosten (Heizenergie) in Fixkosten (gestiegene Kaltmiete) umgewandelt. Sie zahlen nach der Sanierung mehr. Die Befunde legen nahe, tatsächliche Verbrauchswerte stärker zu berücksichtigen, um Amortisierung, CO2-Einsparung und soziale Folgen genauer abschätzen zu können. Daher mag es mitunter sinnvoll erscheinen, geringinvestiv und mit großem energetischen Nutzen zu sanieren, dafür aber bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten, in dem die Nutzer durch gezielte Verhaltensanpassung Energie auch tatsächlich einsparen können.