Pressemitteilung | 25.07.2007

Neue Versuchsanlage im bifa Technikum

Viele Werkstoffe, die heute standardmäßig in sog. High-Tech- aber auch Allerwelts-produkten eingesetzt werden, sind sowohl in ihrer Reichweite als auch ihrer Verfügbarkeit begrenzt, z. B. Indium, Wolfram etc. Die „Rohstoffbasis der Zukunft“ wird deshalb vermehrt der „Abfall von Heute und Morgen“ sein müssen. Daher wird es noch viel mehr als bereits heute notwendig sein, Verfahren zu entwickeln, die es ermöglichen, solche und andere Materialien gezielt aus bestimmten Abfallfraktionen zurück zu gewinnen .

Mit Hilfe der neuen „multifunktionalen Detektions- und Sortierstrecke“ der Firma S+S Separation and Sorting Technology GmbH aus Schönberg/Bayern könnte aus Theorie Wirklichkeit werden:
Die Anlage kann dank Bildauswertung, Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIR) und kapazitiv/induktive Sensoren unterschiedlichste Materialien identifizieren und nach Wertstofffraktionen trennen. So liefert die Bildauswertung beispielsweise Informationen über die geometrische Gestalt, die Oberflächentextur und die Farbe von beliebigen Materialien. Dadurch lassen sich beispielsweise ganz einfach Glasscherben nach ihrer Farbfraktion unterscheiden. Verschiedene Kunststoffsorten erkennt die Anlage über das NIR-Spektrum, unterschiedliche ferro- und nicht-ferromagnetische Metalle über ihr Verhalten in einem elektrostatischen bzw. magnetischen Feld. Die eigentliche Stofftrennung erfolgt dann durch Ausblasen der erkannten Teilchen mittels eines gezielten Druckluftstrahls. Dabei kann sowohl eine Positiv- wie auch eine Negativsortierung betrieben werden. Anlagen mit dieser Technologie werden auch zunehmend in industriellen Gewerbeabfallaufbereitungsanlagen zur Erzeugung hochwertiger Wertstofffraktionen aus Stoffgemischen eingesetzt.

Trotzdem besteht nach wie vor ein erhebliches Optimierungspotenzial! Ungelöst ist z.B. immer noch das sog. „Vorsortierproblem“. Aufgrund von Stückigkeit, Gewicht und Heterogenität können die Störstoffe zwar zum größten Teil erkannt, nicht aber aussortiert und schon gar nicht getrennt werden. Entscheidend für einen effizienten Aufbereitungsprozess ist zudem der der eigentlichen Sortierung vorgelagerte Verfahrensschritt, nämlich die Zerkleinerung und Vereinzelung. Nur wenn es gelingt, Materialverbunde so zu zerkleinern, dass der Formschluss zwischen den einzelnen Materi-alsorten aufgelöst wird, können sie anschließend auch identifiziert und getrennt werden. Der Schlüssel zu einem funktionierenden Recyclingprozess liegt also in der gesamten Prozesskette!

Im Rahmen des seit längerem bestehenden Kooperationsvertrages zwischen bifa und der FH Augsburg wird die Technikumsanlage gemeinsam betrieben und sowohl für die Ausbildung im Rahmen der Studiengänge „Umwelt- und Verfahrenstechnik“ und „Mechatronik“ als auch für FuE-Projekte eingesetzt. Sie ist derzeit im bifa-Technikum installiert, wodurch die Möglichkeit besteht, mit Hilfe der bereits vorhandenen Geräte zur Lagerung, Förderung, Zerkleinerung, Fest-Gas-Trennung etc. komplette Pro-zessketten je nach Bedarf aufzubauen und somit ganz spezifische Trennaufgabenstellungen zu untersuchen.