OP-Lampengriffe, Mineralwasser und mehr… Umweltentlastung und Kostensenkung beim Einsatz von Verbrauchsartikeln in Krankenhäusern und Pflegeheimen
Die Sachkosten hatten 2008 einen Anteil von 37,6 % an den Gesamtkosten der Krankenhäuser in Deutschland und beliefen sich somit auf rund 27 Milliarden Euro (Statistisches Bundesamt). Etwa die Hälfte des Einkaufsvolumens entfiel auf medizi-nischen Bedarf. Aber auch das Abfallaufkommen, Rohstoff- und Energieverbrauch sowie Verbrauch an Wasser, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln werden im Krankenhaus zu einem großen Teil von der Handhabung solcher Produkte bestimmt.
bifa hat gemeinsam mit dem Bayerischen Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus der Bayerischen Krankenhausgesellschaft und Herrn PD Dr.-med. H.-M. Just, Leiter des Instituts für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie am Klinikum Nürnberg sowie mit finanzieller Unterstützung durch das StMUG in ei-nem Vorläuferprojekt die Software XHOSPIpro entwickelt und in mehreren Krankhäu-sern eingesetzt. Mit Hilfe der Software XHOSPIpro können Aufwände, die im Kran-kenhaus von der Beschaffung eines Produkts über Transport, Lagerung, Einsatz und Aufbereitung bis hin zu dessen Entsorgung entstehen, ermittelt werden.
Ziel des aktuellen Projekts war es, mit XHOSPIpro eine größere Zahl an Praxisbeispielen zu erarbeiten und die Voraussetzungen für den Einsatz der Software zur Beratung von Krankenhäusern zu schaffen. Die Software sollte als Werkzeug bei Pilotberatungen in vier Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt und hierzu ein Beratungskonzept entwickelt und erprobt werden. Die Arbeiten konnten in den Krankenhäusern diako – die stadtklinik der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg, Diakoniewerk München Maxvorstadt, Stiftungskrankenhaus Nördlingen und Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren durchgeführt werden.
Insgesamt gab es 38 Analysen zu 18 Themenbereichen. Am Beispiel von Griffen für OP-Leuchten wurde deutlich, dass Mehrwegprodukte mehr Abfall verursachen können als Einwegprodukte. Es wurde gezeigt, wie Seifenspender mit teurerer Seife kostengünstiger betrieben werden können. Der Vergleich von Textilwaschlappen mit Einmalwaschlappen verdeutlicht, wie wichtig die Arbeitsweise des Pflegepersonals ist: Wenn Textilwaschlappen versehentlich im Müll landen oder wenn Einmalwaschlappen verschwenderisch eingesetzt werden, beeinflusst das die Resultate erheblich. Es wurden Tafelwasserschankanlagen mit Mineralwasser aus Flaschen verglichen und vieles andere mehr.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass der Einsatz von Produkten unterschiedlichster Art in Krankenhäusern – wie in allen Branchen – erhebliche Optimierungspotenziale aufweist. Eine fundierte Bewertung von Alternativen ist vielfach erst im Blick auf die Gesamtabläufe und im Zusammenwirken der mit dem Produkt befassten Bereiche des Krankenhauses möglich. Etwa die Hälfte der untersuchten Alternativen bewirkt eine Senkung der Kosten. Auch die Möglichkeiten zur Beeinflussung der Abfallmenge sind erheblich. Von den elf Untersuchungsthemen, die zu einer Verminderung des Abfallaufkommens führen, ergeben acht zugleich eine Kostensenkung. Insgesamt 16 Maßnahmen führen zu einer Reduzierung des Wasserverbrauchs. Teilweise waren die Alternativen bereits vor der Analyse umgesetzt und wurden auf ihren Erfolg untersucht. So konnten in ei-nem der Pilotkrankenhäuser durch die Verwendung von Einweg-Schutzhüllen für OP-Lampengriffe anstelle von aufwändig aufzubereitenden und zu verpackenden Mehrweggriffen jährlich etwa 10.000 € und 300 kg Abfall eingespart werden.
Parallel zu den Produktanalysen wurden in den Pilotkrankenhäusern 17 ausführliche Interviews mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Funktionsbereichen geführt. Auf diese Weise wurden zum einen Hinweise gesammelt, wie solche Beratungsprozesse noch effizienter und zielgruppengerechter gestaltet werden können. Zum Zweiten wurden generelle Barrieren und förderliche Faktoren bei der Umsetzung von Verän-derungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen herausgearbeitet.
Mit Abschluss des Projekts steht nun ein erprobtes Beratungskonzept zur Verfügung. Künftig können vergleichbare Analysen auch in weiteren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen angeboten werden. Dabei werden in Gesprächen mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen des Krankenhauses die zu untersuchenden Produkte und Verbesserungsansätze identifiziert. Anschließend werden die erforderlichen Daten erfasst. bifa führt dann mit der Software XHOSPIpro die Analyse durch und präsentiert die Ergebnisse. Die Experten in den Häusern bringen dabei ihr Wissen und ihre Erfahrungen zur Krankenhauspraxis und zur Situation vor Ort ein. bifa steuert seine Erfahrungen bei der Analyse komplexer Prozesse und beim Einsatz der Software XHOSPIpro bei.
