Energieversorgung für die Wissenschaftsstadt Ulm
Zur Wissensschaftsstadt Ulm
Vor 25 Jahren wurde die Entscheidung getroffen, das wissenschaftlich-technische Potenzial in der Universitätsstadt Ulm erheblich zu verbessern. Mit der Wissenschaftsstadt am Oberen Eselsberg entstand mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg ein Vorzeigeprojekt. Teil der Wissenschaftsstadt sind neben der Universitätsklinik und dem Bundeswehrkrankenhaus Universität, Hochschule, Daimler Forschungszentrum, Science Park I und II sowie die vom Land und der Wirtschaft gemeinsam getragenen „An-Institute“.
Vorgehen
Aus der Analyse einer Vielzahl von Daten wurden die Randbedingungen für die Wärmeversorgung am Oberen Eselsberg definiert und darauf basierend geeignete Erzeugungsaggregate ermittelt. Dazu erfolgten bundesweite Recherchen, auch zur Entwicklung der Energiepreise. Rund um die infrage kommenden Erzeugungsanlagen wurden mögliche Versorgungsvarianten entwickelt. In einem Vergleich wurden insbesondere Wärmegestehungskosten und die Treibhausgasemissionen der Fernwärmeversorgungsvarianten einander gegenübergestellt. Um eine ganzheitliche Bewertung zu erhalten, die auch Standortfaktoren und sogenannte weiche Faktoren (z. B. Versorgungssicherheit oder Image der Technik) berücksichtigt, wurde eine Bewertung mittels einer Multikriterienanalyse vorgenommen.
Es zeigt sich, dass es sich am Oberen Eselsberg um eine Sondersituation handelt, die mit keiner sonstigen bekannten Versorgung vergleichbar ist:
- hohe Temperaturen im Versorgungsnetz
- hoher Leistungs- und Wärmebedarf in einem relativ kleinen Gebiet
- Prozesswärmebereitstellung
- sensible Wärme- und Kälteabnehmer wie Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen, die stabile Prozesse und eine hohe Versorgungssicherheit benötigen
- teilweise Nutzung der Wärme zur Kälteerzeugung (Kältenetz)
- Wärmelieferant der Fernwärme und Betreiber des Versorgungsnetzes zum Oberen Eselsberg/TVZ ist der örtliche Wärmeversorger
- Wärmeversorger und Betreiber des landeseigenen Verteilnetzes auf dem Oberen Eselsberg ist die Universität Ulm
- Fernwärmelieferant setzt auf einen Erzeugungsmix (Kraftwerkspark) mit hohem Ökologiefaktor (niedriger Primärenergiefaktor).
Die weiterführende Bewertung der Versorgungsvarianten erfolgt mittels einer bewährten Multikriterienanalyse, die außer reinen Zahlenvergleichen zu Wärmegestehungskosten und Treibhausgasemissionen eine Vielzahl von weiteren Einflussfaktoren berücksichtigt und über Bewertungspunkte und Gewichtungen in eine Gesamtbewertung überführt. Dabei können im Wesentlichen zwei Extrembewertungen vorgenommen werden, bei denen zum einen die Ökologie und zum anderen die Ökonomie als die Bewertungsmaßstäbe mit dem stärksten Gewicht angesetzt werden. Dabei zeigt sich das Spannungsfeld zwischen einer betriebswirtschaftlich optimierten Lösung aufgrund von geltenden Subventionstatbeständen wie EEG-Umlage-Befreiung etc., die letztlich durch die Volkswirtschaft getragen werden müssen einerseits sowie andererseits einer Lösung unter Berücksichtigung der Landesziele für den Klimaschutz, den Einsatz Erneuerbarer Energien und den Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung sowie einem Erzeugungspark im Ulmer Stadtgebiet mit einem hohen Ökologiefaktor.
Entscheidungsgrundlage
Dem Land Baden-Württemberg wurde mit der Multikriterienanalyse ein Instrument an die Hand gegeben, eine Entscheidung unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen zu treffen, die deren Tragweite auch gerecht wird.